Idealdarstellung der Bibelsammlung von Elisabeth Sophie Marie von Braunschweig-Lüneburg

Lutherbildnisse im Dienst fürstlicher Selbstdarstellung

Auch Fürstinnen verwendeten die Marke Luther für politische Statements. Die verwitwete Elisabeth Sophie Marie von Braunschweig-Lüneburg (1683–1767) setzte Luther für mediale Strategien ein und führte damit zugleich die Praxis seiner Vermarktung fort. Luthers Konterfei unterhalb ihres eigenen Porträts prominent auf ihrem Bibliotheksprospekt zu platzieren, verleiht dem persönlichen Glaubensbekenntnis der Fürstin einen programmatischen Charakter. Zugleich zeigt diese Inszenierung die dynastische Zugehörigkeit des Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel zum Augsburger Bekenntnis mit Nachdruck an. Die aus Norddeutschland stammende und ins Herzogtum Wolfenbüttel eingeheiratete Elisabeth Sophie Marie setzte sich als Fürstin wie Landesmutter aktiv für die lutherische Konfession ein. Sie betätigte sich als theologische Autorin und Mäzenin sowie in ihrer Witwenzeit als Bibelsammlerin. Die Herzogin war nicht nur eine entschiedene, sondern auch eine kämpferische Lutheranerin. Sie griff zur Feder und verfasste Werke mit konfessionellem Streitcharakter. Lutherische Pfarrer feierten sie daher als Ikone, als „Liebhaberin der evangelischen Wahrheit“.
Das Schreiben, das Mäzenatentum und Bibel-Sammeln waren Praktiken im fürstlichen Handlungsfeld mit dem Ziel der Festigung der lutherischen Konfession im Hause Braunschweig-Wolfenbüttel. Der im Druck veröffentlichte Bibliotheksprospekt mit Lutherbild erlaubte der fürstlichen Witwe eine demonstrative, politische Stellungnahme zur Verteidigung der lutherischen Konfession. Die Fürstin bediente sich der Marke Luther im persönlichen wie politisch konfessionellen Wettbewerb.