Die Zeichnung ist vermutlich um die Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden. Der Erhaltungszustand des Blattes sowie die halbrunde Beschneidung in der oberen Hälfte deuten darauf hin, dass es in einem anderen Kontext stand, bevor es auf die Innenseite des Vorderdeckels geklebt wurde.
Der Begriff ‚Kirchenspaltung‘ findet hier eine geradezu wörtliche Umsetzung: Luther, zur Linken vor einem Kirchengebäude kniend, sägt gemeinsam mit dem Papst das Gebäude vom Dach bis zu den Fundamenten in zwei Teile.
Die Zeichnung nimmt damit eine Position vorweg, die in den Jahren vor dem Dreißigjährigen Krieg im Umfeld des ersten Reformationsjubiläums 1617 ins Bild gesetzt wurde. Die Konflikte zwischen Lutheranern, Calvinisten und Katholiken schienen zu diesem Zeitpunkt unüberbrückbar. Interessant ist, dass hier beide konfessionellen Lager gleichermaßen für den Zustand der Kirche verantwortlich gemacht werden.
Luther und Papst sägen ein Kirchengebäude vom Dach bis zu den Fundamenten entzwei. Feder- und Pinselzeichnung in schwarz, braun, rot und grün aquarelliert, mit Gold gehöht.