Filmstar Martin Luther

Projektionen einer Kult-Figur

Esther P. Wipfler

Spielfilme über Martin Luther sind hauptsächlich ein deutsch-amerikanisches Phänomen. Die beiden Ausnahmen sind Produktionen für das französische und das britische Fernsehen, Frère Martin (1981) und Martin Luther: Heretic (1983), wobei letztere jedoch in Zusammenarbeit mit einer amerikanischen Filmgesellschaft entstand. Auf den ersten Blick scheint es erstaunlich, dass bislang kein Luther-Film in Skandinavien produziert wurde, wo die lutherische Theologie schon bald nach ihrer Etablierung viele Anhänger fand und zur Kirchengründung führte. Dies lässt sich einerseits dadurch erklären, dass die Filmindustrie dort nicht in gleichem Umfang entwickelt ist. Historienfilme gehören schließlich zu den aufwändigsten und deshalb teuersten Genres, die ein entsprechendes Sponsoring und einen gesicherten Absatz erfordern. Andererseits liegt dies sicherlich auch in der Memorialkultur dieser Länder begründet, in der die Figur Luthers keine so große Rolle spielte. So wurden in Schweden stattdessen die eigenen Protagonisten im Glaubenskampf wie Gustav Adolf  II. Wasa (1594–1632) und dessen Erfolge gefeiert.1

Kaum verwunderlich ist dagegen, dass die Anfänge des Lutherfilms in Deutschland liegen. Seine weitere Geschichte zeigt, dass die Figur Luther auf der Kinoleinwand wie auch auf dem Fernsehschirm eine regelrechte Metamorphose erlebte.2 Somit erzählen die Filme mehr über die Zeit, in der sie entstanden sind, als über die Zeit der Reformation.

Die 1911 als Ausdruck der Lutherrenaissance entstandene Gattung des Lutherfilms – beginnend mit Doktor Martinus Luther – zeigt innerhalb weniger Jahrzehnte einen paradigmatischen Wandel des Lutherbildes: vom romantischen Schöngeist in der Wittenberger Nachtigall aus dem Jahre 1913 zum Helden der „deutschen Reformation“ von 1927. Dieser Wandel ist auf die Intentionen der jeweiligen Trägerschaft der Produktion zurückzuführen. Diese war zunächst wohl vor allem kommerziell orientiert und setzte möglicherweise gerade deshalb vorrangig auf Emotionen, konstituierte sich aber seit 1923 zunehmend kirchlich.

Auch wenn die ersten beiden Filme von 1911 und 1913 nur geteilte Zustimmung erfuhren, die unter anderem auch medienkritisch motiviert war, prägten sie dennoch den Kanon der Szenen der Lutherikonographie im bewegten Bild. Die Stummfilme wurden in Berlin, München und Babelsberg produziert, Drehorte waren jedoch auch die Originalschauplätze, die man – soweit möglich – einbezog, auch um sich gegenüber der Theaterbühne als neues Medium zu profilieren. Die Vorlagen fand man in illustrierten Lutherbiographien und Historienbildern des 19. Jahrhunderts sowie in den Bühnenstücken, die auch den Kanon der für den Film ausgewählten Szenen maßgeblich bestimmten.

Ein grundsätzlicher Unterschied zu den späteren Stummfilmen besteht jedoch in der Ausrichtung der biographischen Erzählung auf die Eheschließung Luthers. Dieser Ansatz wurde erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen, als man versuchte, dem Glaubenshelden menschlichere Züge zu verleihen.

Luther. Ein Film der deutschen Reformation sollte in Fortführung des Kulturkampfes die breiten Massen für die evangelische Sache gewinnen. Für diesen von 1928 bis ca. 1939 gezeigten Film übernahm der Evangelische Bund auch nach dem Weggang des Drehbuchberaters Bruno Döhring (1879–1961), der damit auch für die von ihm gegründete Deutsche Reformationspartei werben wollte, die Verantwortung. Der mehrfach zensierte Film führte zu derart heftigen konfessionellen Konflikten, dass die Tradition des Lutherfilms in Deutschland zunächst abbrach.

Das nächste große Filmprojekt sollte erst nach dem Zweiten Weltkrieg unter amerikanischer Führung im Auftrag der Lutheran Film Production in Westdeutschland realisiert werden: Der 1953 in Minneapolis uraufgeführte Schwarz-Weiß-Film Martin Luther war ein erster Beitrag zur Entmythologisierung des Luther­bildes im Medium Film (Abb. 1).

Abb. 1
Abb. 1 Niall MacGinnis als Martin Luther, in: Martin Luther, USA/Deutschland 1953.
Matthias-Film gGmbH

Der vorgeprägte Kanon der Szenen der Lutherbiographie musste dafür nicht verändert werden. Die kritischen Punkte wie die sogenannten Judenschriften (vgl. Kat. Nr. 23) wurden jedoch nach wie vor ausgespart, auch wenn man mit diesem Film völlig andere Intentionen verfolgte. Konnte es doch diesem Auftraggeber nicht darum gehen, den Reformator als deutschen Nationalhelden zu stilisieren. Stattdessen schilderte man den Protagonisten als eher introvertierten Intellektuellen, dem es um Aufklärung und die Beseitigung von Missständen geht. Damit entsprach er nicht zuletzt dem Modell des Freiheitskämpfers amerikanischer Prägung im Kalten Krieg. Dies geht auch aus dem Werbematerial des Films hervor, das 1953 geschaffen wurde, um Unterstützer des umstrittenen Films sowie Filmtheater-Ketten für weitere Aufführungen zu gewinnen:

BUT THIS FILM HAD TO BE SHOWN BECAUSE its religious truths are embraced by men all over the world … BECAUSE its challenge to fight for freedom is needed by today’s half free civilization…3

Die Rezeptionsgeschichte dieses Films zeigt, wie sehr die Gestalt Martin Luthers auch nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch unter dem Aspekt der Kirchenspaltung gesehen wurde und die konfessionell bestimmte Sicht die Diskussion leitete.4

Dies änderte sich in den 60er Jahren, als die 1958 erschienene psychologische Deutung der Person Luthers in Erik H. Eriksons (1902–1994) Young man Luther prägend wurde für die Darstellung auf der Bühne und dann vor der Kamera: zum einen für das 1961 uraufgeführte Theaterstück von John Osborne (1929–1994) mit dem Titel Luther, das wiederum 1973 als Grundlage für eine Produktion des American Film Theatre unter der Regie von Guy Green (1913–2005) diente; zum anderen für das Fernsehspiel von Leopold Ahlsen Der arme Mann Luther, das 1965 im WDR gezeigt wurde. Das Fernsehspiel ist als Bühnenstück mit minimalistischer Ausstattung konzipiert.5 Der persönliche Konflikt mit den Autoritäten ist hier das Thema. Er wird in Einzelszenen im Rückblick vom Sterbebett ausgetragen. Auch der Thesenanschlag wird nicht nacherzählt. Stattdessen hält Luther – dargestellt von Hans Dieter Zeidler (1926–1998) – eine flammende Rede, in der er seine Thesen in einem Satz zusammenfasst:

Ich aber sage Euch, durch keinen Ablaßzettel der Welt, keine Litanei, keine Möncherei erkauft ihr, dass ihr gerechtfertigt seid vor ihm, allein durch die Liebe, allein durch den Glauben, hier lebt Gott [er klopft sich auf die Brust], ich hab’s erkannt.

Schließlich steht Luther mit dem Thesendruck allein auf der Weltbühne. Auch am Ende ist er allein mit allen Zweifeln an seinem Werk. Nur Käthe hält zu ihm. Das diabolische Alter Ego des Reformators, dargestellt von Hannes Messemer (1924–1991), versucht Luther noch in der Todesstunde vom Widerruf zu überzeugen, vergeblich.

Die Adaption von Osbornes Luther für das Kinodurch das American Film Theatre, die 1973 in Nordamerika und 1976 in Westeuropa gezeigt wurde, zeichnete dagegen ein ambivalentes Bild des Reformators.6 Produzent Ely Landau (1920–1993) hatte Broadway- und Hollywood-Stars dafür gewinnen können: Stacy Keach spielte die Hauptrolle und Judy Dench Katharina von Bora. Auch hier steht die Auseinandersetzung mit den Autoritäten im Zentrum, sei es der Vater oder die Obrigkeit, aber auch Luther selbst wird hier als neue Autorität in Frage gestellt. Neu war dabei die Idee der Inszenierung von Luthers Leben von 1506 bis 1530 in einer gotischen Kirche. Dies diente, wenn auch unbeabsichtigt, als Metapher für die mittelalterliche Gesellschaft. 1983 zitiert dieses vieldeutige Motiv Rainer Wolffhardt in seinem Fernsehfilm Martin Luther, den er in der Nürnberger St. Lorenz-Kirche inszenierte. Auch an anderen Stellen löste sich Regisseur Guy Green von Osbornes Text. So ließ er Luther seine Thesen nicht an das Portal der Schlosskirche in Wittenberg nageln, sondern das Ereignis durch den Ritter erwähnen, der nicht nur als Ankläger Luthers im Bauernkrieg agiert, sondern auch als Erzähler in die Szenen einführt. Vielleicht hatte man die Szene deshalb ausgeschieden, weil sie nicht Teil des kollektiven Gedächtnisses eines englischen oder amerikanischen Publikums war.

Wie in dem Film des American Film Theatre spielte Maurice Denham (1909–2002) auch in der BBC-Produktion Martin Luther, Heretic (1983) die Rolle des Johann von Staupitz als eine Art Ersatzvater Luthers, der seinem Schüler am Ende nicht in eine neue Kirche folgen kann. Der etwa 65-minütige Spielfilm entstand unter der Regie von Norman Stone nach William Nicholsons Drehbuch und wurde produziert von David Thompson in Zusammenarbeit mit der auf religiöse Filme spezialisierten Firma Concordia Films mit Sitz in St. Louis, Missouri. Anlässlich des Lutherjubiläums zeigte man den Film dann 1983 sowohl im britischen als auch im nordamerikanischen Fernsehen. Die Handlung umfasst die Zeit von 1506 bis 1522, also Luthers Leben kurz nach dem Eintritt ins Augustinerkloster bis zu seiner Rückkehr von der Wartburg, und ist ganz auf den Protagonisten, dargestellt von Jonathan Pryce, konzentriert. Allerdings wird dabei das sonst stets vorgeführte engagierte Eintreten Luthers gegen die Bilderstürmer in Wittenberg nicht thematisiert, sondern stattdessen der Sieg der Ideen Luthers als Beginn einer scheinbar homogenen Massenbewegung gezeigt. Die fiktive Szene eines mittelalterlichen Mysterienspiels, das dem Protagonisten als Kind das Jüngste Gericht auf drastische Weise vor Augen führt, eröffnet den Film und wird später vom erwachsenen Luther mit den Worten kommentiert „I’ve lived my life in terror of that judgement.“ Damit wird einerseits dessen Suche nach dem gnädigen Gott motiviert, andererseits  durch die Verknüpfung einer ähnlichen Szene mit dem Ablassverkauf Tetzels die finanzielle Ausbeutung einer solchen Furcht seitens der Kirche verdeutlicht. Der Reformator, der diese Praxis geißelt, wird schließlich als Kind des Satans verteufelt und zum Ketzer erklärt. Im Abspann, in dem die Wirkung der Reformation kurz beschrieben wird, ist davon die Rede, dass es 350 Millionen Protestanten weltweit gäbe. Dies wird im Film von 2003 aufgegriffen, die Zahl allerdings auf mehr als 540 Millionen erhöht. Auch die Hauptdarsteller ähneln sich so sehr, dass man davon ausgehen kann, dass Eric Till diesen Film kannte und sich von ihm inspirieren ließ.

Einen Solitär in der Geschichte des Lutherfilms bildet der zweiteilige französische Spielfilm Frère Martin mit Bernard Lincot in der Hauptrolle, der 1981 im französischen Fernsehen gezeigt wurde. Es ist der bislang einzige französische Beitrag zu diesem Genre. Er geht auf ein Drehbuch von Alexandre Astruc (1923–2016) aus den 50er Jahren zurück.7 Vermutlich kannte Astruc die 1928 erschienene und vielfach wieder aufgelegte Biographie Un destin – Martin Luther von Lucien Febvre (1878–1956). Dieser Historiker vertrat als Mitbegründer der École des Annales das Konzept einer Geschichte der Strukturen und war deshalb vorrangig an einer sozio-ökonomischen Kontextualisierung geschichtlicher Ereignisse interessiert, weshalb er sich auch in seiner Biographie des Reformators gegen den deutschen Lutherkult wandte und jenen als einen Vater der Moderne beschrieb.8 Schon im 19. Jahrhundert hatte man in Frankreich die fortschrittlichen Gedanken Luthers betont, die die Grundlage für die neuzeitliche Gesellschaft gebildet hätten.9 Astruc, Sohn einer deutschen Lutheranerin,10 der zuvor mit einem Film über Jean-Paul Sartre (1905–1980) hervorgetreten war, interpretiert Luther einerseits philosophiegeschichtlich, als Wegbereiter einer geistigen Emanzipationsbewegung, und andererseits gesellschaftskritisch, als jemanden, der das feudale System in Frage stellt. Auch der Titel des Zweiteilers, auf Deutsch Bruder Martin, soll sich offenbar nicht nur auf Luther als Au­gu­sti­ner­ere­mi­ten beziehen, sondern auch das egalitäre Prinzip zum Ausdruck bringen. Die erste Szene, in der Luthers Bettelgang von einer wilden Treibjagd durchkreuzt wird, führt die Exzesse des Ancien Régime vor Augen. Der Umsturz der sozialen Ordnung, den Astruc von Luther ausgelöst sieht, war sicherlich im frühen 16. Jahrhundert noch nicht gekommen. Doch Astruc gelingt es überzeugend, Luther zu entheroisieren, indem er ihm nahezu gleichberechtigt ein junges Ehepaar mit einer Parallelhandlung zur Seite stellte, mit dem sich der Zuschauer identifizieren kann. Dieses Modell einer Par­al­lel­handlung ‚im Volk‘ wird dann im DDR-Film von 1983 noch stärker ausgebaut.

Das Lutherjubiläum 1983 führte in den beiden deutschen Staaten zu einer höchst unterschiedlichen Darstellung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: in der DDR als vielschichtiges Historienepos in fünf Teilen über sieben Stunden lang erzählt und in der BRD wie ein Bühnenstück in der Nürnberger St. Lorenz-Kirche in zwei Teilen inszeniert.

Während der Regisseur und Drehbuchautor des DEFA-Films Kurt Veth (1930–2012) mit der Wahl seiner Drehorte eine möglichst große Nähe zu den größtenteils in der DDR befindlichen Originalschauplätzen anstrebte, spielte Rainer Wolffhardts Film nach dem Drehbuch von Theodor Schübel (1925–2012) für das ZDF fast ausschließlich in und vor der Nürnberger St. Lorenzkirche (Abb. 2–4).11

Abb. 2
Abb. 2 Lambert Hamel als Martin Luther beim Eintritt ins Kloster, in: Martin Luther, Deutschland 1983.
ZDF/Gunnar Neubarth/Eikon München
Abb. 3
Abb. 3 Lambert Hamel als Martin Luther, getarnt als Junker Jörg, in: Martin Luther, Deutschland 1983.
ZDF/Gunnar Neubarth/Eikon München
Abb. 4
Abb. 4 Lambert Hamel als gealterter Martin Luther, in: Martin Luther, Deutschland 1983.
ZDF/Gunnar Neubarth/Eikon München

Die Sache Luthers wurde so buchstäblich nie aus dem kirchlichen Kontext gelöst. Die Herausforderung dieses kirchlichen Spielorts habe darin bestanden, ihn „einer immerwährenden Metamorphose zu unterwerfen“12. Der Regisseur, der mit Bertolt Brecht (1898–1956) an den Münchner Kammerspielen zusammengearbeitet hatte, war der Überzeugung, dass man sich einer historischen Wahrheit allenfalls annähern könne und man dabei immer eine Auswahl treffe. Im Fall Luthers habe er den Antisemitismus ausgespart, was ihm viel Kritik eingehandelt habe.13 Es war sicherlich kein Zufall, dass zur Entstehungszeit des Films Anfang der 1980er Jahre, in denen die Bürgerinitiativen Hochkonjunktur hatten, der Aspekt der Meinungsfreiheit, die Äußerung von Kritik an Obrigkeiten und das bürgerliche Selbstbewusstsein betont wurden. Auch in Hinsicht auf die Bibelübersetzung wird das Ideal des mündigen Bürgers propagiert, wenn Luther sagt: „Das Volk soll endlich selber lesen, was geschrieben steht. Es ist viel besser, mit eigenen Augen zu sehen als mit fremden.“ Was im Film von 1928 zum Ausdruck na­tio­na­ler Identität stilisiert wurde, ist im ZDF-Zweiteiler von 1983 ein Mittel der Erziehung zum selbständigen Denken, also zu (politischer) Mündigkeit.

Das fünfteilige Film-Epos der DEFA mit Ulrich Thein (1930–1995) in der Hauptrolle setzte dem Reformator mit einer Gesamtspielzeit von mehr als siebeneinhalb Stunden das bislang umfangreichste filmische Denkmal. Die Entstehung des Drehbuchs wurde begleitet von Mitgliedern des 1980 gegründeten „Martin-Luther-Komitees der DDR“ mit SED-Chef Erich Honecker (1912–1994) an der Spitze. Als Fachberater waren der Theologieprofessor Herbert Trebs und der Historiker Gerhard Brendler tätig, dessen Deutungen auch in Buchform unter den Titeln Martin Luther. Theologie und Revolution. Eine marxistische Darstellung und Martin Luther und die Bibel im Jubiläumsjahr veröffentlicht wurden. Aus Anlass der Gründung des Festkomitees erläuterte Honecker, was er als die Tragik von Luthers Leben betrachtete: Dieser habe einen revolutionären Prozess angestoßen, dessen Verlauf mit der Abschlachtung der aufständischen Massen er aber nicht mehr ändern konnte. In diesem Sinne wurde Luther zu einem Revolutionär wider Willen. Diese Deutung bestimmte auch die filmische Schilderung des Reformators. Die Vorbereitungen für den Film gingen auf das Jahr 1978 zurück. Deutlich wurde schon früh die Rolle dieses Films als Teil der Neubewertung der Gestalt Luthers in der DDR-Geschichtsschreibung gesehen. So resümierte der Publizist Eckart Kroneberg (1930–2013) ebenfalls 1983:

Luther wird nicht weißgewaschen, er scheitert an seinen Grenzen. Aber er wird rehabilitiert. Der Volksverräter von damals ist heute ein frühbürgerlicher Revolutionär. Der Film unterließ es, ihm anstelle der theologischen politische Motive unterzuschieben. Das hatte er auch nicht mehr nötig. Mit diesem Film hat die DDR Luther für sich vereinnahmt – er soll Teil des nationalen Selbstbewusstseins sein.14

Allerdings hatten die abschließenden Worte Luthers vor dem Hintergrund des internationalen Wettrüstens eine evident politische Qualität: „Solange ich lebe, will ich Gott darum bitten – Deutschland soll durch Krieg keine Not haben […].“ Auch wenn Luther hier eher notgedrungen die Sache der Fürsten gegen die ­Bauern unterstützt, bleibt er doch Mitglied einer gesellschaftlichen Avantgarde.

Das Image eines Reaktionärs erhielt Luther 1983 nur in einem Film über einen anderen Reformator und zwar in dem 54-minütigen Streifen Huldrych Zwingli, Reformator, der im Auftrag des Kirchenrates der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich unter der Regie von Wilfried Bolliger produziert wurde. Wolfram Berger als Zwingli steht darin Wolfgang Reichmann (1932–1991) als Luther im Marburger Religionsgespräch 1529 gegenüber. Dem in der Abendmahlsfrage unter anderem mit Joh 6,63 für ein Verständnis von Wein und Brot als Zeichen argumentierenden Zwingli hält Luther mit gewisser Arroganz entgegen, dass es hier allein auf den Glauben ankäme und beharrt auf der Realpräsenz Christi im Abendmahl. Die mangelnde Übereinkunft kommentiert der Schweizer dann mit dem wenig schmeichelhaften Bild von Luther als einem Tintenfisch in seinem schwarzen Saft, den man nicht zu fassen bekommen könne.

Relativ unkritisch geriet dagegen die Verfilmung aus dem Jahre 2003 vom Regisseur des Bonhoeffer-Films Eric Till nach dem Drehbuch von Camille Thomasson und Bart Gavigan. Die Initiative dafür ging von dem deutschen Filmproduzenten Alexander Thies (neue film production GmbH, Berlin) aus, der dem amerikanischen Filmpublikum zeigen wollte, dass es auch „große Deutsche“ gäbe.15 Finanziell wurde die Produktion maßgeblich unterstützt von „Thrivent“, einer amerikanischen lutherischen Versicherungsgesellschaft. Die Produktion kostete schließlich 21 Millionen Dollar. Beim Drehbuch ließen sich Thomasson und Gavigan nicht von John Osbornes Bühnenstück anregen, das allerdings der Hauptdarsteller gut kannte,16 sondern offensichtlich von der BBC-Produktion von 1983. Doch war der Impetus ein anderer, nämlich ein eher hagiographischer, der nach starken Schauwerten verlangte: Der Hauptdarsteller Joseph Fiennes, bekannt durch Shakespeare in Love, erhielt bereits vor der offiziellen Deutschlandpremiere des Films am 30. Oktober 2003 das Prädikat „der schöne Luther“.17 Er leidet lange, begleitet von dem als fürsorglichen Er­satz­vater von Bruno Ganz verkörperten Johannes von Staupitz, er streitet insbesondere mit dem päpstlichen Diplomaten Girolamo Aleandro, machtversessen und intrigant gespielt von Jonathan Firth, er handelt jedoch überwiegend allein: Die Großaufnahme seines Gesichts, zumeist in Untersicht, ist das Leitmotiv des Films (Abb. 5).

Abb. 5
Abb. 5 Joseph Fiennes als Martin Luther beim Anschlag der Thesen, in: Luther – Er veränderte die Welt für immer, USA/Deutschland/UK 2003.
NFP* / Foto: Rolf von der Heydt

Melanchthon und andere Mitstreiter spielen nur eine marginale Rolle im Reformationsgeschehen. Dies zeigt auch die kurze Auseinandersetzung mit Karlstadt im Zusammenhang des Bildersturms, dessen Hintergründe dem Betrachter kaum verständlich gemacht werden. Mit dem ewig jungen Gesicht von Fiennes und der ebenso schönen Claire Cox als Katharina von Bora setzte man vorrangig auf Gefühlswerte, die auch in einzelnen, zum Teil fiktiven Szenen zum Tragen kommen: So lässt Luther ein gelähmtes Mädchen wieder gehen und wird ähnlich einem Heiligen verehrt, auch wenn er dies als Zeichen seiner „humilitas“ zurückweist. Wird hier Luther zum ‚alter Christus‘ oder ist dies Ausdruck einer „neuen evangelischen Emotionalität“, wie sie der Journalist Matthias Drobinski beschreibt?18 Dem Affekt zuliebe wurden auch die politischen Interessen bei der Durchsetzung der Reformation weitgehend ignoriert. Dabei entbehrt die Beerdigung eines Selbstmörders durch Luther jeder historischen Grundlage. Ebenso wenig hielt Luther seine Predigten im Stile einer College-Lecture mit der Bibel im Arm durch die Kirchenbänke schlendernd (Abb. 6).

Abb. 6
Abb. 6 Joseph Fiennes als Martin Luther bei der Predigt, in: Luther – Er veränderte die Welt für immer, USA/Deutschland/UK 2003.
NFP* / Foto: Rolf von der Heydt

Die Kritik ging jedoch, ob katholisch oder evangelisch, relativ gnädig mit dem Werk um. Manche betrachten ihn sogar schon als „religiösen Spielfilmklassiker“.19 Sicherlich gehört er zu den am meisten gesehenen Lutherfilmen.20 Dies blieb offensichtlich nicht ohne Wirkung: So landete Martin Luther bei einer vom ZDF veranstalteten Umfrage auf dem zweiten Platz der Liste Unsere Besten – Die größten Deutschen (Sendung am 28. November 2003).2007 wurde der Reformator dann vom ZDF zu einem „Giganten“ der deutschen Geschichte erklärt21 und in eine Reihe mit Johann Wolfgang von Goethe, Alexander von Humboldt, Ludwig van Beethoven, Sigmund Freud und Albert Einstein gestellt. Die alle Teile dieser Serie einleitende Totale zeigt sein Porträt als einen von sechs in Stein gemeißelten Köpfen eines Bergpanoramas in Anlehnung an das 1941 fertiggestellte Mount Rushmore National Memorial in South Dakota, USA mit den Bildnissen von vier amerikanischen Präsidenten. War die Dokumentation von 2007 eine Antwort auf die Amerikanisierung Luthers im Kino, die nach dem Zweiten Weltkrieg stattfand?22 Das von Günther Klein verfasste Drehbuch stellt den 300-tägigen Aufenthalt des Reformators auf der Wartburg als den Dreh- und Angelpunkt des Lebens und Wirkens des Reformators dar. Er bildet die Rahmenhandlung für die Kommentare und Rückblicke. Noch nie hatte dieser Lebensabschnitt des Reformators so im Mittelpunkt eines Films gestanden, auch wenn der Ort zu den unerlässlichen Bestandteilen jeder Filmerzählung über den Reformator gehört. Als Theologe beschreibt Klein dabei eine Geschichte des inneren Konflikts, die dazu führt, dass Luther nicht nur den Teufel mit der Tinte besiegt, sondern auch das Mittelalter überwindet. Als Format wurde eine Art Dokudrama gewählt: Die Spielszenen mit Ben Becker in der Titelrolle werden immer wieder nicht nur durch einen Erzähler eingeleitet oder kommentiert, sondern auch durch die Beiträge evangelischer Medienstars wie Margot Käßmann, Jürgen Fliege und Peter Hahne sowie des Kultur­historikers Hermann Glaser. Das eindringliche Spiel Beckers führt die von Ängsten gequälte Psyche des Menschen Martin Luther vor Augen (Abb. 7).

Abb. 7
Abb. 7 Ben Becker als Martin Luther beim Übersetzen der Bibel, in: Luther – Kampf mit dem Teufel, Deutschland 2007.
ZDF/Toni Salabasev

Das imaginäre Zwiegespräch mit dem Papst als Inkarnation des Teufels verweist zwar auf die polemische Druckgraphik der Reformationszeit, kommt aber nicht ohne moderne dramatische Effekte aus: Mit italienischem Akzent, weiß geschminktem Gesicht und rot aufblitzenden Augen versucht jener Luther in dessen Überzeugung zu erschüttern. Aber nachdem er den gnädigen Gott erkannt und die Sinnlosigkeit des Ablasswesens verstanden hat, wird der ehemalige Mönch zum Vertreter einer evangelischen Theologie, die die Bibel in den Mittelpunkt stellt. Deshalb ist die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache für Klein auch entscheidend für die theologische Wirkung Luthers (vgl. Kat. Nr. 39). Dem Vorurteil, der Protestantismus habe mit der starken Betonung des Wortes keine sinnlichen Komponenten, begegnet Klein wie die meisten anderen Filmemacher mit Bildern des singenden und liederdichtenden Luthers. Dem durchweg positiven Bild wird zumindest eine kritische Facette hinzugefügt: Die Bauern enttäuschte der Reformator, denn sozialen und politischen Wandel wollte der Theologe nicht.Dieses sehr auf die Person Luthers konzentrierte Dokudrama von ca. 45 Minuten Länge wurde im folgenden Jahr vom gleichen Sender durch einen ca. 70-minütigen Beitrag in der Dokumentarreihe Die Deutschen ergänzt, der den „Giganten“ relativiert, indem er ihn aus kirchenhistorischer Sicht kontextualisiert, um am Ende die langfristigen Ergebnisse seines Wirkens zu betonen. Dementsprechend wurde der Titel Luther und die Nation gewählt. Das Verhältnis zwischen Expertenkommentar und Spielszenen wurde nun deutlich zugunsten der ersteren verschoben. Wohl auch deshalb wurde die Luther-Rolle nicht mit einem populären Filmstar besetzt, sondern mit einem weniger bekannten Schauspieler (Georg Prang), dessen Darstellung nicht so viel Raum gelassen wurde, dass er der Rolle eine eigene Prägung hätte geben können (Abb. 8 u. Abb. 9).

Abb. 8
Abb. 8 Georg Prang als Martin Luther beim Übersetzen der Bibel, in: Die Deutschen – Luther und die Nation, Deutschland 2008.
ZDF/Jan Prillwitz
Abb. 9
Abb. 9 Georg Prang als Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms, in: Die Deutschen – Luther und die Nation, Deutschland 2008.
ZDF/Jan Prillwitz

Schließlich ist es der wissenschaftliche Berater der Sendung, der Historiker Heinz Schilling, der neben dem Theologen Thomas Kaufmann und dem Germanisten Michael Knoche immer wieder zu Wort kommt und die Bedeutung Luthers resümiert: Die sprachliche Wirkung gehe weit über die Welt der Protestanten hinaus; die politische Wirkung habe die Entstehung der frühmodernen Territorialstaaten befördert; insofern habe Luther die Föderalisierung Deutschlands vorangetrieben. Der Schlusssatz lautet dementsprechend „Luther eint und spaltet zugleich. Sein Erbe wird die Geschichte der Deutschen für Jahrhunderte prägen.“

Die beiden Produktionen sind einerseits typisch, indem sie die bekannten Schlüsselszenen der Biographie Luthers vorführen, ein überwiegend positives Bild des Reformators und das in der Forschung längst überholte Geschichtsmodell der ‚großen Männer, die Geschichte machen‘ fortschreiben. Andererseits sind sie untypisch, weil sie keine Anbindung an die protestantische Memorialkultur haben, die sonst in der Regel Anlass zur Produktion filmischer Lutherbilder gab. Letzteres ist durch das Vorkommen in einer anders motivierten Serie zu erklären, wirft aber sogleich die Frage auf, warum man sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts des seit dem 18. Jahrhundert immer wieder aktualisierten Kanons deutscher Heroen bediente,23 den man 2007 pflichtschuldig noch durch zwei jüdische Gelehrte ergänzte. War man durch den Fall der Mauer noch so verunsichert in seiner Identität, dass es opportun schien, sich der alten Helden als gemeinsame Vorbilder zu vergewissern? In der Tat, die beiden letzten monographischen Filme über Luther, die 2003 gezeigt wurden, sind keine eigentlich gesamtdeutschen Produkte gewesen: Der bereits erwähnte, mit großem Aufwand produzierter Kinofilm wurde zwar von Alexander Thies initiiert und in Deutschland produziert, aber größtenteils mit amerikanischem Geld finanziert und auf Englisch gedreht. Mit einem populären britischen Schauspieler in der Hauptrolle sollte er ein weltweites Kinopublikum erreichen, was dann auch gelang. Bereits im Jahr seiner Uraufführung wurde der Streifen in dem Dokumentarfilm Martin Luther. Ein Leben zwischen Gott und Teufel, ein Beitrag zur Serie „Geschichte Mitteldeutschlands“ vom MDR kurz zitiert mit einem Ausschnitt der Szene der Ablass­predigt von Johannes Tetzel. Dieser Dokumentarfilm nahm Luther nun als Figur einer mitteldeutschen Geschichte in Anspruch. Regie und Buch stammen von Lew Hohmann, der mit dem Stoff bestens vertraut war, da er bereits zwei Teile einer Dokumentarfilmreihe Der die Zeit beim Worte nahm. Martin Luther auf der Wartburg und Bürger Luther, Wittenberg 1508–1546 für das Lutherjahr 1983 in der DDR gedreht hatte.24 Hohmann zitierte sehr viel ausführlicher Szenen aus dem fünfteiligen DEFA-Film und damit die DDR-Tradition des Lutherbildes. Dies wird jedoch nicht thematisiert. Eine unreflektierte Selbstreferentialität des Mediums ist auch beim ZDF sichtbar: So wurden in der Sendung der Reihe TerraX am 24. Januar 2016 unter dem Titel Zeitreise – Die Welt im Jahr 1500, die ein Konzept einer vergleichenden Global History vorführte, unkommentiert kurze Szenen aus den Giganten eingeblendet. Sie sollten offenbar eine Authentizität vermitteln, die nur Originalzeugnisse besitzen. Dabei wurde ignoriert, dass es sich bei jedem Film um eine absichtsvolle Konstruktion handelt, die wie jede andere Quelle der Kontextualisierung bedarf.

Wie schon Dokumentarfilmer vor ihm integrierte Homann in Martin Luther. Ein Leben zwischen Gott und Teufel andere Visualisierungen der Geschichte wie Drucke des 16. Jahrhunderts oder Historienbilder des 19. Jahrhunderts.25 Dennoch erzählte er die Geschichte noch einmal anders: Nach einem dramatischen Vorspann mit dem Gelübde Luthers im Gewitter bei Stotternheim entfaltet er das Leben des Reformators von Anfang bis Ende, ausgehend von einem letzten „Tischgespräch“ Luthers mit seinem Gastgeber in Eisleben. Luther (Matthias Hummitzsch) ist auch hier ein von Teufelsangst Geplagter, der die (Er‑) Lösung in einem neuen Verständnis von Gottes Gerechtigkeit findet, die nicht Strafe, sondern Gnade bedeute. Allerdings werden hier nicht nur seine Schriften gegen die Bauern, sondern auch jene gegen die Juden kritisch kommentiert. Darüber hinaus wird die Rolle der Katharina von Bora im Leben des Reformators, in den Spielszenen dargestellt von Henriette Ehrlich, beleuchtet.

2011 ging der MDR einen anderen Weg, indem er ohne historisierende Spielszenen die Lebenswege von Luther und Bach in einem Dokumentarfilm vergleichend vorstellte (Im Irdischen das Himmlische. Luther und Bach in Mitteldeutschland). Luther dient also als Identifikationsfigur für ein neues „mitteldeutsches“ Bewusstsein, das gestärkt oder auch erst geschaffen werden sollte, denn das Sendegebiet des MDR umfasst ja drei Bundesländer (Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen). Dies legen auch die Aussagen der Programmchefin des MDR für das Ressort „Kultur & Wissenschaft“, Claudia Schreiner, nahe, die im Bonusmaterial zur Serie „Geschichte Mitteldeutschlands“ auf DVD verbreitet werden.26 Es wird deutlich, wie hier eine Medienanstalt gemäß ihrem Auftrag eine gemeinsame Geschichte für eine Region konstruiert, die noch nie eine Einheit bildete.27

Im 21. Jahrhundert tritt der Aspekt der Kirchenspaltung fast völlig hinter die politische und geistesgeschichtliche Bedeutung der Reformation zurück, die die Geschichte des Lutherfilms im 20. Jahrhundert prägte.

Der gezeigte Wandel lässt noch viele Möglichkeiten offen, wie Martin Luther in Zukunft in den visuellen Medien dargestellt werden könnte; für das Reformations-Jubiläum 2017 ist mindestens ein neuer Film geplant. Dabei ist jetzt schon bekannt, dass dieses Mal die Frauen um den Reformator im Mittelpunkt stehen sollen.

 

 


 

1  Reformationsjubiläen wurden in Schweden bis 1817 nicht begangen, stattdessen wurde der Sieg Gustav Adolfs II. von 1621 gefeiert. Aurelius 1998; Aurelius 2015.

2  Siehe dazu ausführlich Wipfler 2011 sowie meine Beiträge zu den Tagungsbänden Lutherbilder – Lutherbildprojektionen und ein ökumenischer Luther. Katholische und evangelische Entwürfe Martin Luthers in Früher Neuzeit und Moderne und Luther vermitteln. Reformationsgeschichte zwischen Historisierung und Aktualisierung sowie zum Ausstellungskatalog Luther und die Deutschen, die 2017 erscheinen werden und aufgrund ihrer gleichartigen Thematik mit dem vorliegenden Artikel Überschneidungen aufweisen.

3  Wipfler 2011, S. 116.

4  Siehe dazu ausführlich Wipfler 2011, S. 115–125.

5  Kraft 1971, S. 82.

6  Wipfler 2011, S. 54ff.

7  Astruc 1983, S. 152; Wolf 1974.

8  Vgl. Etzemüller 2012, S. 109–111. Zu Febvre siehe ausführlich Wolf 1974, S. 69–75 u. 318f.

9  Wolf 1974, S. 227.

10  Dies scheint ihn entscheidend geprägt zu haben. Vgl. Lecoq 2008.

11  Schübel 1983.

12  Wolffhardt 1983, S. 68 beschrieb diese Metamorphose als Wandel vom „mittelalterlichen Katholizismus bis zur In-Frage-Stellung all der darin enthaltenen Werte und der Etablierung des Protestantismus, der dann aber wiederum auch immer mehr in Frage gestellt wurde, im Zuge der Politisierung und Institutionalisierung“.

13  So Wolffhardt im Münchner Geschichtsdidaktischen Kolloquium „Geschichte im Film“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München am 14.5.2002.

14  Tagesspiegel vom 30.10.1983.

15  Telefonisches Gespräch mit der Verfasserin am 13.12.2013.

16  Goetsch 2002, S. 51.

17  Ebd., S. 50f.

18  Drobinski 2003.

19  Fey 2008, S. 73.

20  Bis Mitte 2004 hatte der Film in Deutschland 3 Millionen Besucher. Ebd., S. 54.

21  Klein 2006.

22  Zur Amerikanisierung Luthers im Film und deren Kontext Wipfler 2011, S. 48f., 107f. u. 127f.; Wipfler 2017.

23  Die Präsenz Luthers in solchen Heldenreihen lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen: Im Pantheon der Deutschen, einem reich illustrierten Sammelwerk in drei Teilen, das von 1794 bis 1800 veröffentlicht wurde, stand Luther, porträtiert von Ernst Karl Wieland, sogar an erster Stelle noch vor Friedrich dem Großen, dem dann Kaiser Rudolf von Habsburg, Gottfried Wilhelm Leibniz, Gotthold Ephraim Lessing, Hermann der Cherusker, Ulrich von Hutten und Nicolaus Copernikus folgten. Solche Schriften wie auch die Gestaltung von Lutherdenkmälern (z. B. in Worms) bzw. deren unausgeführte Entwürfe, die die Darstellung Luthers mit anderen Reformatoren und/oder antiken Philosophen vorsahen (so bei Leo von Klenzes Entwurf für das Lutherdenkmal in Eisleben) führten dazu, dass schließlich zwischen 1847 und 1848 die bereits 1831 von Ernst Rietschel fertiggestellte Büste Luthers in der Walhalla aufgestellt wurde. Holsing 2009, S. 343–369. Luthers Geburtshaus wurde schon 1693 zum Geschichtsmuseum, dem ersten, das von einer Bürgerschaft eingerichtet wurde. Siehe dazu ausführlich Steffens 2008.

24  Dähn/Heise 1996, S. 196–205 u. 293f.

25  Einer der ersten Dokumentarfilme über Luther stammt von Curt Oertel, dessen Gehorsamer Rebell (1952) im Spiegel allerdings als „Leinwandmuseum“ kritisiert wurde. Luther alles 1952, S. 28.

26  Geschichte Mitteldeutschlands 2003.

27  John 2001, S. 20.

 

Zitierempfehlung: Stefan Esther P. Wipfler: Filmstar Martin Luther. Projektionen einer Kult-Figur. In: Luthermania – Ansichten einer Kultfigur. Virtuelle Ausstellung der Herzog August Bibliothek im Rahmen des Forschungsverbundes Marbach Weimar Wolfenbüttel 2017. Format: text/html. Online: http://www.luthermania.de/exhibits/show/esther-p-wipfler-filmstar-martin-luther [Stand: Zugriffsdatum].